Besitzer der Burg

Richard Ebel, Sohn eines Viehhändlers in Beelitz war Gastwirt in Michendorf als das Zauch-Belziger Kreisblatt am 02. 11. 1881 mitteilte, dass die Gastwirtschaft im Schützenhaus zu Werder wie üblich auf weitere sechs Jahre per 01.01.1882 verpachtet wird. Richard Ebel der vermutlich den Aufschwung Werders seit Einführung des Blütenfestes verfolgt hatte, sah hier seine Chance, bewarb sich und erhielt den Zuschlag.

Noch im Dezember 1881 heiratete er Emilie Graatz, die Tochter eines Fuhrherrn aus Beelitz und zog nach Werder. Da das Schützenhaus nicht nur für die Mitglieder des Schützenvereins ein gesellschaftlicher Mittelpunkt war, besaß er nun eine gute gesellschaftliche Position. Dem Ehepaar wurde 1887 die Tochter Käthe und 1889 der Sohn Erich geboren, der später den Beruf des Vaters ergriff. Obwohl sein Vertrag mit Ende des Jahres 1887 ablaufen sollte, blieb Ebel bis 1893 in seiner Position als Schützenwirt.

Er bereitete aber bereits einen Wechsel vor und erwarb 1889 vom Schiffer und Weinbergsbesitzer Hintze ein 2319 qm großes Teilgrundstück auf der höchsten Kuppe des Wachtelberges. Er errichtete dort zwischen 1889 und 1893 einen Aussichtsturm aus Holz mit Nebengebäuden und betrieb einen Ausschank mitten in den Obst- und Weingärten, der regen Zuspruch fand.

Als Kaiserin Auguste Victoria Gefallen an dem bescheidenen Etablissement fand und es des Öfteren besuchte, setzte ein solcher Zustrom von Gästen aus allen gesellschaftlichen Schichten ein, dass Richard Ebel 1893 den Holzbau durch eine massive Gaststätte im neugotischen Stil ersetzte, die zum Blütenfest 1894 fertig war.

Die Gaststätte wurde von 1893-1902 in vier Bauphasen errichtet und ausgebaut, 1896 kam eine Kegelbahn dazu, 1907 eine eigene Dampferstation mit Anlegemöglichkeiten auch für kleinere Boote. Das Gelände wurde durch Ankauf weiterer Grundstücke ständig erweitert. Richard Ebel, der über wenig Vermögen verfügte, musste für den Bau der Gaststätte Hypotheken bzw. Kredite in Höhe von zunächst 14500 Goldmark aufnehmen und geriet bereits 1901 vorübergehend in finanzielle Schwierigkeiten.

Obwohl die inzwischen wesentlich großzügiger erbaute Bismarckhöhe eine gewisse Konkurrenz bedeutete, war die Wachtelburg infolge der Besuche der Hohenzollernfamilie und weiterer hochgestellter Persönlichkeiten, darunter Königinwitwe Emma und Königin Wilhelmina von Holland, Prinz Paribate von Siam und Erbprinz zu Wied, von Offizieren und Soldaten und Gästen aus allen Schichten doch so profitabel, dass nach dem Tod Richard Ebels im Jahre 1907 seine Frau Emilie die Gaststätte weiter betrieb und auch in der Presse mit den Besuchen der genannten Persönlichkeiten weiter werben konnte.

Wie sparsam und tüchtig die Familie war ersieht man aus der Tatsache, dass Emilie Ebel zwischen 1907 und 1914 Hypotheken in Höhe von 35000 Mark ablösen und noch eine kleine Sommerkaffeeausgabe am nördlichen Rand des Plateaus erbauen konnte. Erst als nach dem verlorenen Krieg die Werbung mit den Hohenzollernbesuchen entfiel und der Währungsverfall begann, verkaufte Emilie Ebel die Wachtelburg im Jahre 1920 für 150000 Mark an Regierungsbaumeister Kellermann; allerdings war der Wert der Mark schon auf etwa 10-20 Pfennige gefallen.

Kellermann verkaufte bereits 1921 an den ehemaligen Hofkellermeister Schlüter, der im Jahre 1928 den Gaststättenbetrieb aufgab und an Dr. Sasserath verkaufte. Ob und wie lange dieser noch die Gaststätte betrieb, ist unbekannt.

Bereits Kellermann hatte den Westteil der Wachtelburg einschließlich Turm von der Gaststätte getrennt und als private Villa genutzt.

Im Jahre 1941 verkaufte Sasserath die Burg an den Tierarzt Victor Kolm, der das Anwesen 1946 an die Berliner Vereinigung der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten verpachtete und 1949 verkaufte. Die Wachtelburg war zu diesem Zeitpunkt bereits in einem sehr schlechten Zustand, wie ein Bericht des Stadtbaumeisters Marwitz vom August 1946 erkennen lässt.

Die Gemeinschaft setzte unter den ungünstigen Bedingungen der Nachkriegszeit das Gebäude in mehreren Etappen instand, schuf an der Südseite kleinere Anbauten und errichtete 1949 die hölzerne Wichtelburg, 1973 und 1978 die Bettenhäuser Birkenhaus und Ulmenhaus.

Vor dem Ulmenhaus entstand durch Umbau eines älteren Schwimmbeckens ein Taufbecken. Die Gemeinschaft nutzte das Anwesen überwiegend für die Kinder- und Jugendarbeit, für Freizeiten, größere gottesdienstliche Veranstaltungen und für die örtliche Adventgemeinde.

Vor der Wende wurde die Burg in den großen Ferien jedes Jahr auch als Ferienlager vor allem für Kinder der Handelsorganisation (HO) aus Torgau genutzt.

Da die Gemeinschaft finanziell nicht in der Lage war, die Burg zu sanieren, bildete sich der „Förderverein Freundeskreis Wachtelburg e.V.“, der seit dem 31.07.2001 auf der Grundlage eines Erbbaurechtsvertrags den weiteren Verfall der Wachtelburg verhindern möchte und eine Sanierung mit Spenden. Fördermitteln und Eigenleistungen anstrebt.
Die Burg soll nach Beseitigung der größten Schäden als christliche Begegnungsstätte weitergeführt werden und unter Berücksichtigung auch öffentlicher Interessen vor allem den Tourismus in Werder unterstützen durch Nutzung des Turmes als Aussichtsturm, einen kleinen Ausschank alkoholfreier Getränke und Bereitstellung von Quartieren.


Spendenkonto:

Förderverein Wachtelburg
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