Wenn man auf die Zinnen der über hundertjährigen Wachtelburg schaut und dabei den Blick über die Havelseen und die beschauliche Blütenstadt Werder schweifen lässt, dann schlägt das Herz schneller. In traumhafter Lage vor den Toren Potsdams und in unmittelbarer Nähe zur Bundeshauptstadt Berlin zeichnet sich die imposante Burg auf dem Wachtelberg im letzten Sonnenlicht vom Himmel ab.


Bereits seit 1946 wird die Wachtelburg als christliches Jugendzentrum und Begegnungsstätte genutzt. Viele Jugendtreffen, Freizelten und Gemeindeausflüge wurden hierher unternommen. Die Wachtelburg umgibt ein besonderer Charme, der uns träumen lässt von besseren Zeiten.


Eine Vision wird Wirklichkeit.

Wir träumen davon, dass aus der Wachtelburg wieder ein richtig lebendiges und attraktives Zentrum der Begegnung für Kinder und Jugendliche wird. Wir träumen von großen Veranstaltungen und leisen Momenten, von Zeiten der Erholung und von Treffen vieler junger Menschen aus der Umgebung.
Die ersten Schritte zur Sanierung der Gebäude liegen hinter uns und große Teile des Haupthauses darunter auch der große Saal sind inzwischen wieder nutzbar. Unsere Gästehäuser sind modernisiert und mit neuem Mobiliar ausgestattet worden.
Unser Traum beginnt wahr zu werden…


Die Bedeutung der Wachtelburg für Werder

Die Wachtelburg ist die älteste der drei großen Höhengaststätten Werders, deren Entstehung im Zusammenhang mit dem hart erkämpften wirtschaftlichen Aufschwung Werders nach Einführung des Blütenfestes im Jahre 1879 zu sehen ist. Der romantisierende neugotische Bau der Wachtelburg steht am Ende einer Reihe neugotischer Architektur und romantischer Burgenbauten, die in Brandenburg zunächst nur im herrschaftlichen Bereich als Schlossbauten und Herrenhäuser entstanden wie z.B. Schloss Babelsberg oder das Herrenhaus von Petzow.

Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die mittelalterlichen Stilmerkmale und Bauformen auch in bürgerlichen und industriellen Bauten verwendet. Als Beispiele sind zu nennen die Villen von Gustav Lilienthal in Berlin-Lichterfelde und die Schultheißbrauereien von Franz Schwechten.

Auf die Entstehung der Wachtelburg könnte das nahegelegene Herrenhaus von Petzow Einfluss gehabt haben. Das Bestreben war, mittels der Fehlbrandziegel einen altertümlichen romantischen Eindruck zu erzielen, der durch Zinnen und Spitzbogenfenster noch verstärkt wurde. Besondere Elemente sind auch zu sehen an der eichenen Eingangstür mit Beschlagen, Gitter und Löwenköpfen aus Bronzeguss, in dem Scheingewölbe des unteren Turmzimmers, dem feuervergoldeten Gitter im Eingangsflur und an den eisenbeschlagenen Türen der Turmzimmer.

Es wird vermutet, dass sich die „Werdersche Burgenlandschaft“ auf dem Höhenzug mit Zugang zu eigenen Dampferanlegestellen an Beispielen aus den Burgenlandschaften Thüringens und des Rheinlandes orientierte.

Durch den Bau der Wachtelburg wurde eine für Werder wirtschaftlich, baugeschichtlich und städtebaulich wichtige Entwicklung begonnen. Die ersten Bauphasen der später entstehenden Bismarckhöhe und auch die Friedrichshöhe zeigen eindeutig die Anlehnung an die Wachtelburg.

Aufgrund ihres Denkmalwertes wurde die Wachtelburg, wie vorher schon die Bismarck- und Friedrichshöhe 1998 unter Denkmalschutz gestellt.

Die bau- und kunsthistorische sowie die städtebauliche Bedeutung dieser drei Höhengaststätten für Werder steht außer Frage. Es gilt, ihre kulturelle und wirtschaftliche Funktion wieder zu reaktivieren, um damit den wirtschaftlichen Aufschwung für Werder zu unterstützen, sie vor allem in das Geschehen um das Blütenfest, die Obsternte und Weinlese im Zusammenhang mit dem Tourismus einzubeziehen.

Diese zukünftige Aufgabe ist nicht leicht, weil nicht nur Unternehmer und Investitionsmittel fehlen, sondern weil sich unser Geschäftsverhalten und Lebensstil ganz entscheidend von dem der Menschen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts unterscheidet. Diese Gaststätten waren trotz einer gewissen Konkurrenz untereinander Zentren des gesellschaftlichen Lebens und in dieser Funktion sowohl für alle Schichten der Gesellschaft als auch für den wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt von besonderem Wert. Ihr Niedergang war verursacht durch den ersten Weltkrieg, die Inflation und die Folgen des zweiten Weltkrieges mit der anschließenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umgestaltung im Osten Deutschlands.


Geschichte

1890-1927 Höhengaststätte 1930-1946 Nutzung als private Villa (verschiedene Besitzer und Pächter)

1946 Die Berliner Vereinigung der Siebenten-Tags- Adventisten (STA) pachtet die Burg um sie vor allem für die Kinder- und Jugendarbeit der Vereinigung zu nutzen, dabei ergab sich auch eine neue Versammlungsstätte für die Adventgemeinde Werder.

1949 Im Gründungsjahr der BRD und der DDR kaufte die Gemeinschaft der STA die Burg. Der Not der Zeit entsprechend erfolgte ein umfangreicher Anbau von Obst und Gemüse. Der Übernachtungskomfort beschränkte sich auf Strohsäcke, Bis zum Bau der Berliner Mauer versammelten sich hier Berliner und Brandenburger Adventisten und ihre Freunde. Aus Programmen und den Meldelisten der DDR-Zeit geht hervor, dass jährlich 40- 60 Veranstaltungen stattfanden, vor allem für Kinder und Jugendliche, aber auch für Gemeinden, Interessengruppen und Prediger, dazu kamen die Gottesdienste der Adventgemeinde Werder und das Ferienlager eines staatlichen Vertragspartners. Die Burg wurde ein christliches Refugium in einer sozialistisch- atheistisch geprägten Gesellschaft. Die Zahl der polizeilich gemeldeten Teilnehmer, die übernachteten, betrug bei großen Veranstaltungen zwischen 180-262 Personen, mit Tagesgästen stieg die Zahl bis 400. Die Zahl der jährlichen Übernachtungen schwankte zwischen 1300- 3000 Personen. Freie Kapazitäten wurden an Ferienlager und Schulklassen vergeben. Auch das Angebot Urlaub und Familienfeiern durchzuführen, wurde häufig in Anspruch genommen.

Bereits 1984 plante man einen Um- bzw. Erweiterungsbau. Die Pläne wurden bis 1989 verfolgt und weiterentwickelt.

1988/89 rief die Jugenddiakonie der Berlin-Märkischen Vereinigung der STA zur dringend erforderlichen Sanierung der Burg auf durch die Aktion „RuB“ (Rettet unsere Burg). Die Wende machte diesen Bemühungen (1990), aus bekannten Gründen, ein Ende. Schäden an tragenden Balken und an der Giebelwand bewirkten die Sperrung des großen Versammlungssaales und von drei Räumen der Hausmeisterwohnung durch die Staatliche Bauaufsicht. Die Grundstücksverwaltung (GVW) Hannover sah sich nicht in der Lage die notwendigen Reparaturen durchzuführen, der Verfall schritt fort. Die Burg wurde noch von der Ortsgemeinde genutzt und für Bibelwochen und Bläserrüsten, aber die meiste Zeit des Jahres stand sie leer.

Im Jahre 1994 begann eine kleine Gruppe von Siebenten-Tags- Adventisten aus Potsdam mit Unterstützung des Landes Brandenburg (Ministerium f. Jugend, Bildung, Kultur u. Sport) jährlich für knapp 40 Personen (Kinder und Betreuer) aus dem Tschernobyl Gebiet einen 4-5wöchigen Erholungsaufenthalt zu organisieren und die Leitung der Gemeinschaft der STA zu ermutigen, die Burg wieder instand zu setzen.

1996 entstand daraus der Interessenverein Freundeskreis Wachtelburg, weil sich an der Kinderarbeit weitere Adventgemeinden aus Berlin und Brandenburg sowie Bürger und Geschäftsleute aus Berlin, Potsdam, Werder und Glindow beteiligten. Der Freundeskreis trat in Verhandlung mit dem Eigentümer und bot seine Unterstützung für die stufenweise Sanierung über mehrere Jahre bei laufender Nutzung an. Der Eigentümer sah sich dazu nicht in der Lage.

Daraufhin entstand im Jahr 2000 der Förderverein Freundeskreis Wachtelburg e.V.

Im Juli 2001 wurde mit dem Eigentümer ein Erbbaupachtvertrag abgeschlossen. Der Verein beabsichtigt das Objekt grundsätzlich in der Tradition der Freikirche der Siebenten Tags-Adventisten als christliche Begegnungsstätte weiterzuführen. Sie wird der Verkündigung des Evangeliums, der Verbreitung christlicher Wertvorstellung und Lebensweise dienen, und vorwiegend für die Kinder- und Jugendarbeit und sozialkaritativen Tätigkeiten zur Verfügung stehen. Ferner soll den Bedürfnissen der Stadt Werder Rechnung getragen werden. Die Verwirklichung der konzeptionellen Vorstellungen, die im Folgenden dargestellt werden, ist nur schrittweise möglich, da sie abhängig ist von den Fortschritten dringend notwendiger Sicherungs- und Sanierungsarbeiten an Haupt- und Nebengebäuden, sowie den finanziellen und personellen Möglichkeiten, da in den ersten Jahren ausschließlich mit Fördermitteln, Spenden, mäßigen Einnahmen und Eigenleistungen ehrenamtlicher Kräfte gearbeitet werden muss.