Die Bedeutung der Wachtelburg für Werder

Die Wachtelburg ist die älteste der drei großen Höhengaststätten Werders, deren Entstehung im Zusammenhang mit dem hart erkämpften wirtschaftlichen Aufschwung Werders nach Einführung des Blütenfestes im Jahre 1879 zu sehen ist. Der romantisierende neugotische Bau der Wachtelburg steht am Ende einer Reihe neugotischer Architektur und romantischer Burgenbauten, die in Brandenburg zunächst nur im herrschaftlichen Bereich als Schlossbauten und Herrenhäuser entstanden wie z.B. Schloss Babelsberg oder das Herrenhaus von Petzow.

Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die mittelalterlichen Stilmerkmale und Bauformen auch in bürgerlichen und industriellen Bauten verwendet. Als Beispiele sind zu nennen die Villen von Gustav Lilienthal in Berlin-Lichterfelde und die Schultheißbrauereien von Franz Schwechten.

Auf die Entstehung der Wachtelburg könnte das nahegelegene Herrenhaus von Petzow Einfluss gehabt haben. Das Bestreben war, mittels der Fehlbrandziegel einen altertümlichen romantischen Eindruck zu erzielen, der durch Zinnen und Spitzbogenfenster noch verstärkt wurde. Besondere Elemente sind auch zu sehen an der eichenen Eingangstür mit Beschlagen, Gitter und Löwenköpfen aus Bronzeguss, in dem Scheingewölbe des unteren Turmzimmers, dem feuervergoldeten Gitter im Eingangsflur und an den eisenbeschlagenen Türen der Turmzimmer.

Es wird vermutet, dass sich die „Werdersche Burgenlandschaft“ auf dem Höhenzug mit Zugang zu eigenen Dampferanlegestellen an Beispielen aus den Burgenlandschaften Thüringens und des Rheinlandes orientierte.

Durch den Bau der Wachtelburg wurde eine für Werder wirtschaftlich, baugeschichtlich und städtebaulich wichtige Entwicklung begonnen. Die ersten Bauphasen der später entstehenden Bismarckhöhe und auch die Friedrichshöhe zeigen eindeutig die Anlehnung an die Wachtelburg.

Aufgrund ihres Denkmalwertes wurde die Wachtelburg, wie vorher schon die Bismarck- und Friedrichshöhe 1998 unter Denkmalschutz gestellt.

Die bau- und kunsthistorische sowie die städtebauliche Bedeutung dieser drei Höhengaststätten für Werder steht außer Frage. Es gilt, ihre kulturelle und wirtschaftliche Funktion wieder zu reaktivieren, um damit den wirtschaftlichen Aufschwung für Werder zu unterstützen, sie vor allem in das Geschehen um das Blütenfest, die Obsternte und Weinlese im Zusammenhang mit dem Tourismus einzubeziehen.

Diese zukünftige Aufgabe ist nicht leicht, weil nicht nur Unternehmer und Investitionsmittel fehlen, sondern weil sich unser Geschäftsverhalten und Lebensstil ganz entscheidend von dem der Menschen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts unterscheidet. Diese Gaststätten waren trotz einer gewissen Konkurrenz untereinander Zentren des gesellschaftlichen Lebens und in dieser Funktion sowohl für alle Schichten der Gesellschaft als auch für den wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt von besonderem Wert. Ihr Niedergang war verursacht durch den ersten Weltkrieg, die Inflation und die Folgen des zweiten Weltkrieges mit der anschließenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umgestaltung im Osten Deutschlands.


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